1966 - Neubau Gemeindehaus

Geschichtliche Entwicklung zum Neubau anhand Berichten aus dem Heimatgruss

 

Heimatgruss Nr. 41 / Juli 1957

"Nun steht noch das 50jährige Jubiläum der Neuen Kinderschule bevor. Der Kirchengemeinderat ist geschlossen der Auffassung, dass die neue Kinderschule innerlich und äußerlich eine neues Gewand nötig hat, eine neue Beleuchtung und Bestuhlung braucht. Vorhänge vor den großen Fenstern wären zur Schonung der Rolläden und zur Verschönerung angebracht. Ein stabiler Drahtzaun soll das Grundstück nach Norden abgrenzen. Ein eingebauter Spielschrank und ein Besenschrank wäre zur Vervollkommnung des Kindergartens sehr willkommen. Mitte September hofft der Kirchengemeinderat, der zu meiner Entlastung die Bausache selbst betreiben will, die Arbeiten fertig zu haben, damit das Jubiläum würdig gefeiert werden kann. Es ist zwar ein bißchen viel in einem Jahr, unser Bedarf an Bauen wäre gedeckt, aber man muß eben Feste feiern, wie sie fallen und wir hoffen die nötigen Mittel aufzubringen, um dann im nächsten Jahr unsere Schulden zu decken. Um das mit der Gemeinde zu besprechen, werden wir an einem der nächsten Sonntage eine Gemeindeversammlung anschließend an den Gottesdienst halten." (Dekan Hauß)

 

Altes Gemeindehaus in der Turnstraße 32.

 

Heimatgruss Nr. 42 / Oktober 1957

"Fünfzig Jahre evangelisches Gemeindehaus. Das Protokollbuch beginnt mit einem Eintrag vom 27. November 1907, nachdem ein Verein gegründet worden war, dessen Aufgabe es war, das Gemeindehaus und den Kindergarten darin zu tragen. In der ersten Vorstandssitzung wurde folgendes Protokoll abgefaßt und vom Pfarrer Gebhardt und Schriftführer Gaupp unterschrieben:

Auf Anregung des Herrn Pfarrer Gebhard beschloß die Kirchengemeinde Dietlingen den Bau eines Gemeindehauses zur Abhaltung von Abendgottesdiensten, christlichen Versammlungen usw. Auch solle in dem Gebäude eine christliche Kinderschule eingerichtet werden. Nachdem nun der Plan die behördliche Genehmigung erlangt, konnte im Laufe des Sommers 1907 das Gebäude unter sehr starker Beteiligung der Gemeindeglieder seinem Zweck übergeben und eingeweiht werden.

Für den Betrieb der Kinderschule wurden von seiten der Gemeinde keine Mittel bewilligt, sie muß deshalb unter Selbstverwaltung gestellt werden. Um letzteres durchzuführen, wurde von Herrn Pfarrer die Gründung eines Vereins ins Auge gefaßt und zum ersten Mal am 26. November eine Versammlung in den "Grünen Hof" eingeladen, welche gut besucht war, und zugleich nachfolgende Beschlüsse fassen konnte: a) Gründung eines Vereins, dessen Mitglieder zur Bestreitung der Besoldung der Kinderschwester, Beschaffung des Inventars, sowie Spielgeräte für Kinder, einen jährlichen Beitrag an den Verein leisten. b) Der das Schulgeld der in die Kinderschule aufgenommenen Kinder regelt und einzieht. c) Etwaige notwendig werdende Grundstückserwerbungen zu Anlage von Spielplätzen für die Kinder erwirbt und erhält.

 

 

  

Zum Vorstand wurde dann Pfarrer Gebhard und als sein Stellvertreter Fabrikant G. Freivogel, als Schriftführer Daniel Gaupp, Stationsassistent, und als Kassier Friedrich Vetter, Goldarbeiter, gewählt. Ausschußmitglieder wurden in geheimer Wahl Friedrich Schroth, Adolf Bürkle, Gustav Schlittenhardt und Christian Bischoff. In einem späteren Protokoll wird Fabrikant Freivogel für die leihweise Überlassung von 2000 M und Gustav Schlittenhardt für die mancherlei freundliche Hilfe, die er als Nachbar der Schwester und der Schule erwiesen hat herzlich gedankt. Der Verein hat 44 Mitglieder und im ersten Jahr eine Einnahme von 433 M und einen Jahresüberschuß von 18.94 M. In den folgenden Sitzungen des Vereins wurden viele Kleinigkeiten beschlossen und geordnet. So bekamen die Kinder zu Weihnachten 1911, die Knaben Stoff zu einem Hemdchen, die Mädchen Stoff zu einem Unterröckchen. Dafür wurden 60 M ausgeworfen.

Der Kinderschulbetrag betrug damals pro Woche für ein Kind 17 Pfennige. Die Mitglieder des Vereins zahlten 3 Pfennige weniger, eine Vergünstigung, die 1912 wegfiel. Der wöchentliche Beitrag wurde um 3 Pfennig auf 20 Pfennig erhöht. Im selben Jahr waren 95 Kinder in der Kinderschule. Inzwischen war die Nordmauer für 54,49 M gebaut worden. Schattenspendende Obstbäume wurden eingepflanzt. Eine Schwester Lina vom Mutterhaus Nonnenweier wird genannt, später eine Schwester Emilie, Schwester Kätchen Waldmann, Schwester Laura Seibert. Seit siebzehn Jahren ist Schwester Babette Hohlweger bei uns.

1943 findet sich der letzte Eintrag im Protokollbuch. Die Kinderschule ging an die Kirchengemeinde über. Interessant sind noch die Baukosten des Hauses. Sie betrugen 12.600 M.

Alle freuen sich mit den Kleinen, daß die Kinderschule innen und außen durch die fleißige und gute Arbeit von Maler Bischoff ein neues Gewand bekommen hat, das nach 50 Jahren bestimmt kein Luxus war. Zwei Wandschränke die Schreinermeister Schlittenhardt gefertigt hat nehmen die Spielsachen und Putzmittel auf mit Besen und Schrubber. Die Böden sind durch Manfred Gundlach neu abgezogen und versiegelt, um das Putzen zu vereinfachen. sie glänzen wie ein Spiegel. 50 Stühle für den Gemeindesaal wurden angeschafft, dazu zwei Tische, die zusammengeklappt werden können. Die Hofmauer hat Maurermeister Markowis gemacht, nachdem Karl Bischoff und ich mit unseren jungen Männern in eintägiger schwerer Arbeit die Mauer abgetragen und die Fundamente ausgegraben hatten. (Dekan Hauß)  

 

Zwiegespräch der Kinder von beiden Kindergärten (Im Dialekt)

Neue Schule:
Heut isch für uns im neue Kindergarte
A großes Fescht, mir konnte's net verwarte
Mir därfe helfe jubiliere
Un vornedraus in d'Kirch marschiere.

Alte Schule:
Wieso, was isch des für a Feier
Un worom isch des Fescht blos Euer?
Was soll des sei, des jubiliere
Un worom DIR voraus marschiere?

Neue Schule:
Weil unser Schul Geburstag hat
A goldige Zahl hat d'Schwester gsagt
Desweg isch der Tag für uns wichtig
Un mir sen vornedraus, des isch doch richtig.

Alte Schule:
Ja wie alt isch denn Euer Schul,
Weil des so a groß Fescht sei soll?

Neue Schule:
Wißt Dir des net? Vor 50 Johr
Isch unser Schul erbaut, desch wohr
Denn Eure reichte nimme aus
Un desweg hat mer baut des große Haus.

Alte Schule:
Ach so, desweg soll Jubiläum sei?
Gibts do au Kaffe hinedrei?
Denn immer bei so me große Fescht
Do gibts nochher no was für d'Gäscht

Neue Schule:
Ja, des verrot uns d'Schwester net
Die hat viel Wichtigeres z'schaffe ghet
Mir hen Sprüch glernt un Lieder gsunge
Am liebe Gott gedankt, daß alles gut gelunge
Daß mir a schöne Schul jetz hen, neu renoviert
Wo uns d'Schwester viel vom Heiland erzähle wird.

Alte Schule:
Ja, mir sen au an unsre Kinderschul recht froh
Un an unsre Schwester, die machts au a so
Sie lernt uns Lieder un Gedichte
Verzählt vom Heiland schöne G'schichte
Drum könne mir ganz gut met Euch heut jubiliere
Wenn mir au hinedrei marschiere.
Awers s'nächschte Mol hen mir 100jähriges, awer dann
No sen MIR wieder vorne dran.

Alle Kinder:
Wir wollen alle Sein Lob vermehren
Den Heiland lieben und Ihn ehren
Ihm danken für die Segensstätten
Wir wären arm, wenn keine Kinderschul' wir hätten.

 

Heimatgruss Nr. 46 / Mai 1958

"Nun ist die Spielhalle für den neuen Kindergarten bestellt. Sie soll auf die Nordmauer des Hofes gesetzt werden und von durchsichtigen Stoffen gebaut werden und nach vorn offen sein, damit die Kinder auch an regnerischen Tagen im freien und windgeschützt spielen können. Sie soll neun Meter lang und vier Meter breit sein und mit einem Sandkasten ausgestattet werden. Möge der inneren Aufbau der Gemeinde mit dem äußeren immer Schritt halten!" (Dekan Hauß)    

 

Heimatgruss Nr. 51 / März 1959

"Am Palmsonntag hoffen wir anläßlich des Osterfestchens die Regenhalle unseres neuen Kindergartens einweihen zu dürfen. Dann sind unsere beiden Kindergärten vollständig erneuert. In den Kindergarten der Turnstraße haben wir in den letzten fünf Jahren allein für bauliche und einrichtungsmäßige Ausstattung 24.000 DM hineingesteckt ohne die laufenden Zuschüsse, die der Betrieb kostet, ein Dienst unserer Evangelischen Kirchengemeinde, der nicht zu unterschätzen ist." (Dekan Hauß)

 

Altes Gemeindehaus in der Turnstraße 32. Es beinhaltete einen Kindergarten.

  

Heimatgruss Nr. 63 / Juni 1961

"Ehe wir aus dem kirchlichen Leben berichten, müssen wir der ganzen Gemeinde eine ernste Sorge und eine neue Aufgabe unterbreiten, die unausweichlich auf uns zukommt. Wir brauchen dringend eine neue Kinderschule - oder vielmehr wie man heute sagt - einen Kindergarten. Was uns schon lange bedrängt, das hat nun auch die oberste Landesbehörde energisch beanstandet: Unsere Kindergärten sind überfüllt, unsere Räume zu klein, unsere Schwestern und Hilfskräfte überlastet. Es geht nicht mehr so weiter! Es muß ein Neubau erstellt werden, der für ca. 80 - 100 Kinder Platz bietet, ferner Wohnungen für Schwestern und Kindergärtnerinnen. Unsere Gemeinde ist leistungsfähig. Sie ist auch sehr opferwillig. Sie hat ohne örtliche Kirchensteuer (vom Grundbesitz  und Gewerbebetrieb) seit über 1 Jahrzehnt eine Kirchenrenovierung mitfinanziert, Jugendräume und Kindergärten ausgebaut und ausgestattet. Wir müssen jetzt zeigen, ob wir aus dieser Opferbereitschaft auch imstande sind, eine wesentlichen Anteil an den Kindergarten-Bau- und Einrichtungskosten zu aufzubringen. Die Kosten werden nach der Auskunft unserer Behörde um die 200.000 DM herum liegen! Dazu werden auch alle Möglichkeiten von Zuschüssen von Staat und Kirche und die Mitwirkung der bürgerlichen Gemeinde voll ausgenützt werden müssen. Die Hauptlast aber liegt auf uns! Es ergeht deshalb der Aufruf an alle Gemeindeglieder, alle Gewerbetreibenden, auch an alle, die selbst keine Kinder in Kindergärten schicken: Spendet für den Kindergartenneubau auf Sparkonto 2097 bei der Raiffeisenbank Dietlingen (Konto: Kindergartenneubau). Es ist Zeit! Der Ev. Kirchengemeinderat ruft Euch auf. Stellt euch im Gebet und mit Opfer und Hilfsbereitschaft anmütig zu diesem großen Werk, daß es ein Segen werde für Dietlingen!" schreibt Pfarrer Braun.

 

Heimatgruss Nr. 65 / Januar 1961

"Noch ist die Grundfrage des Bauplatzes nicht geklärt, von der alle weiteren Pläne abhängen. Aber sicher ist: Wir brauchen große Summen, um etwas Brauchbares hinzustellen. Übrigens haben die Einlagen auf unserem Sparkonto "Kindergartenneubau" die ersten 1.000 DM überschritten - aus lauter kleinen Einzelgaben! Wer hilft weiter?" (Pfarrer Braun)

 

Heimatgruss Nr. 66 / Januar 1962

"Gemeindetag am 1. Advent. Schon wochenlang vorher strömten kleine und große Gaben zusammen, und der Strom hörte nachher nicht auf. Mit Jahresende ist unser neues Spendensparbuch (Raiffeisenkasse Dietlingen, Nr. 2097) auf 9.000 DM gestiegen. Wir dürfen von Herzen danken - vor allem dem Herrn. Zur Zeit werden Planvorschläge zum Anbau neuer Säle in der Turnstr. 32 angefertigt. Der Gemeinderat hat seine Unterstützung zugesagt. Einige Mittel haben wir aus Kirchenfonds zurücklegen können. Der Freund der Kinder möchte uns weiterhelfen, daß eine schöne Stätte entsteht, wo es gilt: "Weiset meine Kinder, das Werk meiner Hände, zu mir!"." (Pfarrer Braun)    

 

Heimatgruss Nr. 67 / Februar 1962

"Während dieses Blatt in die Druckerei geht, erinnert ein Gemeindeabend (18. Februar) uns wieder an unseren Kindergartenbau. Die Planentwürfe sind in vielen Besprechungen mit den Architekten, richtigen Kindergarten-Spezialisten (Brunisch und Heidt, Karlsruhe) gereift. Es hat sich eine befriedigende Lösung gefunden, die den knappen Raum voll ausnützt. Zwei Kindergartensäle sollen erstehen, da wo jetzt die Regenhalle steht; diese wird an die Seite des Neubaus gesetzt. Die nötigen, vorgeschriebenen Klosett- und Waschräume, ferner Vorraum und Teeküche lehnen sich zum Teil an den Altbau an. Darunter kommen Heizkeller und ins obere Stockwerk eine Wohnung mit 2 Zimmern, Küche, Bad, WC, Vorplatz und Speicherraum. Der Spielhof bleibt so zum größten Teil erhalten, und das Ganze bietet von der Turnstraße aus ein ansprechendes Bild. Für die rund 150.000 DM Baukosten werden wir auch bei Ausschöpfung aller Zuschußmöglichkeiten unsere Kräfte voll anspannen müssen. Darum denkt, bitte, an das Spendenkonto "Kindergartenbau der Ev. Kirchengemeinde", Raiffeisenkasse Dietlingen Nr. 2097!" (Pfarrer Braun)

 

Heimatgruss Nr. 68 / Mai 1962

"Unsere Baupläne sind noch auf dem Weg zur Genehmigung durch den Landrat, nachdem auch der Gemeinderat sein Einverständnis gab. Auf Anforderung des Gesundheitsamtes und Anraten der Inneren Mission, haben wir drei Kindersäle einplanen müssen. Das Ringen um die Zuschüsse (Landrat! Jugendplan!) ist noch im Gang. Doch kann die Finanzierung als gesichert gelten, da auch die politische Gemeinde ca. 60.000 DM zu den rund 170.000 DM der Baukosten beitragen wird. Wir wollen weiter opfern und - beten, Gott ebne die Wege für das Werk, daß es als sein Werk gedeihe." (Pfarrer Braun)

 

Heimatgruss Nr. 69 / Juli 1962

"Unser Kindergartenbau erleidet leider durch die Forderungen seitens des Landratsamtes eine starke Verzögerung. Wir arbeiten neue Pläne aus, die sehr viel teurer werden und hoffen auf verständnisvolles Eingehen der genehmigenden Behörde. - Unser Spendenkonto hat bereits 13.000 DM überschritten. - Haben wir auch genug gebetet, daß uns der für die Zukunft richtige, für unsere Kinder segensreiche Weg gewiesen und geebnet werde?" (Pfarrer Braun)

 

Heimatgruss Nr. 70 / September 1962

"Um den verzögerten Kindergarten-Neubau hat es viel Fragen in der Gemeinde gegeben. - Am 12. Mai 1961 gab uns das Regierungspräsidium Nordbaden schriftlich, was wir freilich schon wußten: Die "alte Kinderschule" ist überfüllt. 30 Kinder, so hieß es, müssen umgehend aus dieser Kinderschule heraus! Die "neue Kinderschule" (Turnstr. 32) ist aber mit 45 Kindern selbst schon randvoll belegt. Wohin mit den Kindern? Wir dürfen auch der Kinder­schwester eine solche Überlastung im zu engen Raum nicht länger zumuten! - Also eine dritte Kinderschule bauen? Drei Kinderschulbetriebe nebeneinander - das kann niemand bezahlen. Also erweitern? Die "alte" hat keinen Platz zur Erweiterung. Was machen wir mit der "neuen", die der Kirchengemeinde gehört? Für einen Neubau wurden zwei Plätze genannt?

1. Die "Krautgärten". Dort ist die Gemeinde nach Osten in ständigem Wachsen. In einigen Jahren werden dort viele Kinder herkommen. Aber zwei Gründe entscheiden gegen diesen Platz: (1.) Wir müssen umgehend zum Bauen kommen, die Raumnot drängt! Die "Krautgärten" aber sind noch nicht baureif. Die Umlegung ist noch nicht durchgeführt. (2.) Wir müßten ja dann den Kindergarten Turnstr. schließen, da wir keine drei erhalten können. Dann aber hätten Kinder vom Westrand des Dorfes 1 km Weg zur Kinderschule "Krautgärten" (4 mal täglich). Günstig liegt der Platz nur für den Ostteil des Ortes. Wenn also - so ist weitblickend zu planen - die beiden Kindergärten zusammen eines Tages nicht mehr ausreichen (höchste Fassungskraft nach dem Neubau zusammen: 150; heutiger Bestand ca. 135!), dann könnte die alte, nicht erweiterungsfähige in die Krautgärten verlegt werden. Dafür sollte jetzt bei der Umlegung schon Vorsorge getroffen werden. Heute können wir aber dort noch nicht bauen und etwa die Turnstr. 32 aufgeben.

2. Das Pfarreigrundstück (Brüderstr.) liegt schön aber auch abseits. Wenn man auf dem Gesamtplan von Dietlingen um jeden der drei Plätze (Krautgärten, Pfarrgrundstück und Turnstr.) einen Kreis mit ca. 400 m Radius schlägt, erkennt man: Nur der Kreis um die Turnstr. 32 umfaßt ringsum dichtbebaute Straßen. Das ist der zentral gelegene Platz und auch für die Zukunft der geeignete "Westkindergarten". Das Pfarrgrundstück ist aber noch aus einem zweiten Grund bedenklich: Um dorthin zu kommen, müßten die meisten Kinder täglich 4 mal die Hauptverkehrsstraße Pforzheim-Karlsruhe überqueren und zwar an der unübersichtlichsten Stelle (Ersingerstraße). Wer übernimmt diese Verantwortung bei dem wachsenden Verkehr?

Deshalb haben wir am Bauplatz Turnstr. festgehalten. Wir wollten anfangs billig bauen und die vom Gesundheitsamt verlangten drei Säle nebst kleiner Wohnung neben dem alten Gemeindehaus zu erstellen. (Die Kosten samt Einrichtung wären mit 170.000 DM veranschlagt.) Die befragten Aufsichtsbehörden waren dafür. Das Landratsamt lehnte diese kleinere Lösung ab; es ergäbe zuviel überbauten Raum auf dem Gesamtplatz (mehr als die zulässigen 50%), und das Gesamtbild war unbefriedigend. Der neue Plan macht den Abbruch des jetzigen Gemeindesaales nötig. Das ist kein leichter Entschluß. Doch bekommt man nur so den ausreichenden Spielplatz und ein gutes Gesamt­bild. Unsere Architekten, die im Kindergartenbau Erfahrung haben, planen nun, im ersten Bauabschnitt Kindergarten mit Gemeindesaal zunächst neben das alte Gemeindehaus zu bauen und im zweiten Abschnitt später nach Abbruch des alten Gebäudes die Schwesternwohnung daneben zu stellen. Dann wird etwas Einheitliches, bleibend Wertvolles geschaffen sein. Dazu wollen wir mit allen Kräften beitragen; denn die Kosten werden weit höher werden! Am 2. Dezember: "Gemeindetag" zugunsten des Neubaus! Denkt im Gebet daran: "Wo der Herr nicht das Haus baut"." (Pfarrer Braun)

  

Heimatgruss Nr. 75 / September 1963

"Zum Stand der Bausache können wir leider noch nicht mehr sagen, als was durch die Zeitungen allgemein bekannt ist: Wir ringen gemeinsam mit der Turngemeinde darum, einen Bauplatz für eine neue Turnhalle zu bekommen, um den Turnplatz, die ideale Lage für den Kindergarten, frei zu kriegen. All unser Planen möge unser Herr in seine Hände nehmen und zum Segen lenken!" (Pfarrer Braun)

  

Heimatgruss Nr. 78 / Juni 1964

"Unsere Jugendkreise traten am 22. März vor die Gemeinde mit ihrem biblischen Spiel. Die mit viel Arbeit und schönen Spenden vorbereitete Kaffeetafel, von unserem immer rührigen Posaunenchor mit geistlichen Volksliedern belebt, erbrachte in wenigen Stunden rund 1.200 DM für den Kindergartenneubau." (Pfarrer Braun)

 

Heimatgruss Nr. 79 / September 1964

"In diesen Wochen erwarten wir die schicksalsschwere Entscheidung des Landratsamtes über den eingereichten Bauplan. Er sieht einen völligen Neubau auf dem Platz der "neuen Kinderschule" vor. Um den Spielplatz für die vergrößerte Kinderzahl möglichst ganz zu erhalten, soll das neue Kindergartengebäude an der Stelle des seitherigen Gemeindehauses errichtet werden. Da wir aber auch die Gemeinderäume regelmäßig (4-5 mal wöchentlich) brauchen, sollen sie in verbesserter Form im Untergeschoß neu entstehen. Zu ausreichenden Wohnräumen für die Kinderschwestern oder Kindergärtnerinnen bietet das Obergeschoß reichlich Raum. Und was für die Eltern sehr wichtig ist: Der Weg zur Turnstraße 32 ist für alle nicht zu weit von Haus und Geschäft! Für Kindergarten- und Gemeindeveranstaltungen während der Bauzeit sind gute Ausweichräume vorhanden, wofür wir besonders dankbar sind! Die Finanzierung wird mit Hilfe der Gemeinde Dietlingen, der Landeskirche und anderer Zuschüsse reibungslos durchzuführen sein, zumal die Opferwilligkeit aus unserer Kirchengemeinde es erlaubte, einen sehr schönen Grundstock anzusammeln. Wir hoffen sehr, im nächsten Heimatgruss zugleich mit dem "grünen Licht" für den Neubau auch ein Bild des geplanten Hauses bringen zukönnen, das dann auch die auszugebenden "Bausteine" schmücken soll." (Pfarrer Braun)

 

Heimatgruss Nr. 80 / November-Dezember 1964

"Grünes Licht für Kindergarten-Neubau. Am 12. Oktober wurde nach Jahren des Ringens und Wartens die Baugenehmigung für unseren Kindergarten vom Landratsamt erteilt. Nun haben wir nach mancherlei Sorgen und schwierigen Verhandlungen endlich eine Lösung, zu der wir voll und freudig Ja sagen können. Um sie recht zu verstehen, muß man sich kurz den Werdegang unseres Vorhabens vergegenwärtigen:

1961: Forderung des Regierungspräsidiums, die Kinderzahl der "Alten Kinderschule" wegen Überfüllung auf 60 herabzusetzen. Darauf unsere erste Planung, 2 Kindergartensäle mit Nebenräumen als Anbau an den Gemeindesaal, Turnstr. 32. Danach: Forderung der aufsichtführenden Stellen: Es müssen 3 Säle sein, da der Raum sonst nicht ausreicht. Also unser 2. Plan: Anbau von 3 Sälen, wozu auch eine weitere Wohnung kommen musste. Dieser 1962 eingereichte Plan wurde, wie bekannt, vom Landrat nicht gebilligt. Hauptgrund: Der Spielhof wäre zu stark überbaut und eingeschränkt worden. Der 3. Entwurf sah nun 2 Baustufen vor: 1. Erstellung von Kindergarten und neuem Gemeindesaal an der rückwärtigen Grundstücksgrenze. 2. Nach Abbruch des Gemeindesaales Erstellung eines kleinen Schwesternwohnhauses. Es wurde uns nicht leicht, den Abbruch des Gemeindesaales ins Auge zu fassen; doch ohne das war eine Genehmigung nicht zu erwarten. Als aber die Kosten mit ca. 420.000 DM (schon im August 1962) festgestellt wurden, womit nur die allerdringlichsten Räume erstellt werden sollten, ohne jede Möglichkeit späterer Erweiterung, da mußten wir dieses Projekt stoppen. In dieser Lage erschien als rettender Ausweg das Angebot der Turngemeinde, das Turnhallengelände anzukaufen, wenn für die Turnhalle ein Neubauplatz gefunden würde. Das Jahr 1963 ging unter vielen vergeblichen Versuchen hin, diese Fragen im Zusammenhang mit der Schulhausbauplanung zu lösen. So fiel auch dieser 4. bereits ausgearbeitet Plan dahin. Um den Kindergarten in der Ortsmitte zu erhalten, faßten wir nun einen Umbau des Gemeindesaales ins Auge. Bei gründlicher Untersuchung des alten Gebäudes stellte sich jedoch im­mer klarer heraus: Neues läßt sich nicht auf das Alte draufsetzen. Es käme nur Stückwerk mit unzureichenden Räumlichkeiten heraus. Wir müssen uns von dem alten Saal trennen, der der Gemeinde nun 54 Jahre gedient hat. Nun ergab sich gleichzeitig überraschend günstige Gelegenheit, den Kindergartenbetrieb für die Bauzeit in dem großen Raum des Neubaus Gansloser unterzubringen. Auch die Finanzierung ließ sich infolge der vielen Spenden und mit der Hilfe der Gemeinde und insbesondere der Landeskirche sicherstellen. So ist nach eingehender Beratung aller Einzelheiten mit den 5(!) maßgebenden Behörden der Neubau an der Stelle des bisherigen Gemeindehauses endlich genehmigt worden.

Untergeschoß: Gemeindesaal, gesonderter Jugendraum, Teeküche, und Nebenräume. Erdgeschoß: 3 Kindergartensäle, Teeküche, Waschräume und Klosetts, Abstellräume. Obergeschoß: 2 Wohnungen je mit 2-3 Zimmern, Küche, Diele, Bad und WC.

 

 

Baubeginn - nach den Möglichkeiten der Baufirmen, sobald es an den Abbruch gehen soll, werden die Gemeindeveranstaltungen in das Schulhaus verlegt werden, nachdem der Gemeinderat unserer Bitte um Überlassung von Schulraum für die Übergangszeit freundlich entsprochen hat.

 

 

Die Skizze zeigt den Neubau von der Turnstraße her, wo vom Gemeindesaal und Nebenräumen nichts zu sehen ist. Die Planskizze enthält das Erdgeschoß mit Kindergarten. Bald werden wir zum Kauf von "Bausteinen" aufrufen, die unsere Bezirksfrauen anbieten werden. Wir rechnen nun sehr mit der bewährten Opferwilligkeit der ganzen Gemeinde. - Immer aber bleiben wir an dem Wort unseres Herrn: "Ohne mich könnt ihr nichts tun!" Nur mit Ihm sei das umfangreiche Werk begonnen, daß es Ihm diene! Er wolle es gnädig durchführen helfen!" (Pfarrer Braun)

 

Heimatgruss Nr. 82 / April 1965

"Das Ereignis des Frühjahres ist für unsere Gemeinde: Das alte Gemeindehaus ist nicht mehr! In der zweiten Märzwoche sank es unter der Arbeit des Räumbaggers in Staubwolken zusammen, um dem neuen Platz zu machen um das wir seit Jahren ringen. Zwischen dem 22. und 26. Februar haben wir in Frauenabend, Singkreis und Kindergarten Abschied genommen von den Räumen, die seit 1908 der Gemeinde gedient hatten. Für den Kindergarten ist ein stattlicher Raum im Neubau Gansloser, Westliche 34, gemietet und mit allem Nötigen vom WC bis zum Vorhang ausgestattet worden. Wir sind schon ganz heimisch in dem hellen, freundlichen, zentralgeheizten Saal. Für Frauenabend, Singkreis und Bibelstunde bot uns das alte Schulhaus geeigneten Platz; dafür sind wir der Gemeinde Dietlingen und der Schulleitung sehr dankbar! Unsere Kinderschwester Babette fand unweit ihrer neuen Wirkungsstätte in der Kelterstraße 10 eine freundliche Wohnung. Durch alle diese offenen Türen, die uns Gott jetzt aufgeschlossen hat, ist es überhaupt erst möglich geworden, unser Gemeindehaus so lange zu entbehren, bis es neu ersteht. Wir sagen allen Mithelfern, die Zeit, Geld und Kraft eingesetzt haben für dir Räumung und den Umzug, darunter in erster Linie unserem Posaunenchor, unseren herzlichen Dank!

 

Abriss des Gemeindehauses in der zweiten Woche im März 1965.

  

Seit der 4. Märzwoche ist nun die Baufirma (Frantz, Söllingen) auf der Baustelle am Werk. Wir wollen Gott bitten, daß er unser Unternehmen ohne Unfall und Unfrieden unter seinem Segen gedeihen lassen möge! Sicher interessiert es viele, was der Neubau kosten soll. Bei 2.666 cbm "umbauten" Raum sind die gesamten Baukosten einschließlich Außentreppen mit 455.000 DM nicht hoch veranschlagt. Die Inneneinrichtung wird auf 35.000 DM geschätzt. Diese zusammen 490.000 DM werden aus dem angesammelten Baufond, durch Zuschüsse der Gemeinde, der Landeskirche, des Landesjugendplanes und des Landrats und durch Darlehen (der Landeskirche) aufgebracht. Ein erheblicher noch ungedeckter Rest muß durch unsere weiteren Spenden beschafft werden. Wollen wir das große Werk zum Ziel führen, so haben wir noch manche Opfer zu bringen!

Die "Bausteine", die dazu bereits im Februar ausgegeben wurden, haben bisher über 700 DM erbracht. Sie werden auch weiter regelmäßig von unseren Bezirksfrauen angeboten. Da wir nicht die Absicht haben, die örtlichen Kirchen­steuern (vom Grundvermögen und Gewerbebetriebe) wieder einzuführen, müssen wir alles aus freien Gaben schaffen, was wir für unsere Kinder und für das ganze Gemeindeleben brauchen. Darum schließe sich, bitte, keines von diesem Opfer aus." (Pfarrer Braun)

 

Heimatgruss Nr. 84 / Oktober 1965

"Der Sommer stand in unserer Gemeinde im Zeichen des Kindergartenneubaus. Nun ist der Rohbau im wesentlichen erstellt und wartet nur noch auf das Dach und die Treppen zum Saal. Manche schwierigen Probleme, vor allem die Gestaltung des Daches für den Querbau und den Hauptbau mußten in Verbindung mit dem Landratsamt gelöst werden. Der Regen setzte den Bauplatz oft unter Wasser. Doch dürfen wir dankbar auf die geleistete Arbeit schauen, die reibungslos weiterging, auch als der Chef der Architektenfirma Brunisch und Heidt, Herr Regierungsbaumeister Brunisch im Mai verstarb und in der Folge der seitherige Sachbearbeiter Herr Dipl.-Ing. Posth die Fortführung in eigener Verantwortung übernahm." (Pfarrer Braun)

 

Rohbau des neuen Gemeindehauses. Kindergarten im Erdgeschoß und Schwesternwohnungen im 1. OG.

  

Heimatgruss Nr. 85 / Dezember 1965

"Bei unserem Gemeindehausbau durften wir am 22. Oktober das Richtfest feiern. Lob und Dank konnten wir singen, begleitet von unseren nimmermüden Posaunenbläsern, die direkt vom Geschäft weg herbeigeeilt waren. Herr Drollinger sprach vom neuen Dachstuhl aus als Zimmermeister den Richtspruch. Vertreter der Baufirma, darunter der Chef selbst, L. Frantz aus Söllingen, der Polier Reichenbacher und andere Werkleute waren mit dem Architekten W. Posth, Mitgliedern des Kirchengemeinderates und des Gemeinderates und einer stattlichen Zahl von Gemeindegliedern zusammengekommen, um diesen ersten erreichten Abschnitt zu feiern. Herr Frantz und Herr Posth sprachen schlicht und beschei­den von dem, was bisher geschaffen wurde. Die großen Schwierigkeiten der Planung und des Baus - auf dem sehr knappen Raum und in der statisch komplizierten Betonkonstruktion (dazu wurden 26t Stahl benötigt) - lassen die Leistung der Bauleute erst recht hervortreten. Das Wetter hatte die Nöte vermehrt; die besonders tiefe Baugrube musste öfter ausgepumpt werden. Und noch jetzt machen uns Wasser und Frost zu schaffen. Um so dankbarer sind wir, daß alles ohne Schaden an Menschen und Bau verlief; ein Ahnung von der Gefährlichkeit konnte der stürzende Kran geben, der, Gott Lob!, außer seinen eigenen Beschädigungen kein Unheil anrichtete. Bitten wir ernstlich darum, daß trotz Winter und Kräftemangel alles gut verlaufen möge!" (Pfarrer Braun)

 

Heimatgruss Nr. 86 / März 1966

"Der Innenausbau im Gemeindehaus schreitet voran. Die Installateure sind an der Arbeit. Beten wir - für das Haus und ganz besonders, daß unser Herr uns Ar­beiter sende: Kindergärtnerinnen, Krankenpflegerinnen nach seinem Herzen - zum Segen für unsere Heimatgemeinde. Gerade in diesen Tagen hoffen wir auf eine gute Zusammenarbeit mit unserem neuen Bürgermeister Kugel, den wir auch in unserer evang. Kirchengemeinde herzlich willkommen heißen." (Pfarrer Braun)

 

Heimatgruss Nr. 87 / Juni 1966

"Und der Bau? "Man sieht gar nicht, daß es vorwärts geht?" So hört man manche sagen. Nun, der schwierige Innenausbau erfordert Zeit. Hoffentlich helfen uns unsere Handwerker mit, daß wir wie geplant am 1. Oktober den neuen Kindergarten eröffnen können. Mit großer Hoffnung sehen wir den nächsten Wochen entgegen, in denen sich die Zu­kunft unserer Kin­dergärten und Schwesternstation entscheiden wird. Gott lob: Es ist Aussicht auf junge Kräfte im Kinder­garten, und auch für die Krankenpflegestation besteht Hoffnung auf eine Nachfolgerin von Schwester Marie. Noch eine Bitte für den Kindergartenbau: Die Teuerung seit der Bauplanung macht trotz aller erreichten Zuschüsse und Darlehen unser ständiges Opfer un­entbehrlich. Könnten Sie z.B. einen Baustein für DM 5.00 kaufen, dann denken Sie bitte nicht: 1,00 oder 2,00 DM tun's auch. Wenn jeder sein Möglichstes tut, können wir das Werk vollenden, das noch den Kindern und Kindeskindern dienen soll, so Gott will. Nehmt unsere Helferfrauen mit ihren Bausteinen freundlich auf. Es ist ein Segen drin." (Pfarrer Braun)

 

Heimatgruss Nr. 88 / September 1966

"Mit Spannung erwarten wir die Einweihung unseres Gemeindehauses. Den genauen Tag bitten wir aus den Verkündigungen im Gottesdienst oder aus der Tageszeitung zu entnehmen. Zur Festpredigt haben wir unseren nordbadischen Prälaten Dr. Wallach gewonnen. Leider mußte unser Dekan i. R. Hauß absagen. Nach dem Gottesdienst, so planen wir, sollen die Kinder einziehen in ihr neues Reich. Nachmittags wird dann die Einweihung des Gemeindehauses in Gegenwart der Behörden und Mitarbeiter durch Herrn Oberkirchenrat Hammann stattfinden. Daran schließt sich eine Besichtigung der Räume und danach eine Kaffeetafel, zu der wir - schichtweise nacheinander - die ganze Gemeinde herzlich einladen. Backzutaten dafür werden unsere Helferfrauen beim Austragen des Blattes erbitten. Außer dem stets aktiven Posaunenchor soll auch die Jugend durch fröhliche Szenen den Nachmittag mitgestalten." (Pfarrer Braun)

 

Fertig gestelltes Gemeindehaus "Oberlinhaus" in der Turnstraße 32.

 

Heimatgruss Nr. 89 / November 1966

"Seit Mitte Oktober ist nun unser neues Gemeindehaus bewohnt; in aller Stille zogen unsere neuen Kindergärtnerinnen in die noch unfertige Wohnungen ein und waren eifrig bei der Einrichtung von Kindergarten und Wohnung tätig zur Vorbereitung des großen Tages - der Einweihung. Von diesem denkwürdigen Tag - dem 23. Oktober - hat wohl jeder in der Zeitung ausführlich gelesen. Der Festgottesdienst mit der eindrücklichen Kantate zu dem Choral "Lobe den Herren, o meine Seele" (Posaunenchor mit Singkreis) und der stärkenden Festpredigt von Prälat Dr. M. Wallach über Lukas 14, 16-24 gab den Grundton des Tages an. Dann zog ein bunter Zug, Große und Kleine von der "Alten Kinderschule" zum neuen Haus, wo der Architekt W. Posth den Schlüssel an Prälat Wallach übergab. Mit Posaunenklängen und einem Danklied zogen Kinder und Eltern in die hellen Räume ein. Drinnen wurde unsere Schwester Babette mit einem ganz herzlichen Dank der Kirche und Gemeinde verabschiedet und mit einem "Fernseh"-Sessel beschenkt.

 

 

Die öffentliche Gemeindehauseinweihung vollzog um 14 Uhr Oberkirchenrat Hammann in einem Festakt, der mit einer Ansprache des Architekten vor dem Haus begann und im neuen Saal nach kurzer Begrüßung und Danksagung an alle am Bau beteiligten und vielen Grußworten von Behörden und Gemeinde - auch von unserem alten Dekan Hauß - mit Lob und Dank gegen Gott schloß. Eine Hausbesichtigung und eine Kaffeetafel mit Darbietungen der Jugenscharen - zwei fleißig vorbereiteten und prächtig dargebotenen Spielen - beendeten den Freudentag der Gemeinde. Am 25. Oktober begann der Betrieb in den Kindersälen."

 

Heimatgruss Nr. 97 / Dezember 1968

"O B E R L I N H A U S - In festlicher Gemeindeversammlung, mitgestaltet vom Singkreis und Posaunenchor, haben wir am 13. Oktober 1968 unserem Evang. Gemeindehaus diesen Namen verliehen mit der folgenden Erklärung:

 Nach dem einmütigen Beschluß des Ev. Kirchengemeinderates soll dieses Evangelische Gemeindehaus in Dietlingen mit seinem Kindergarten vom heutigen Tag an, dem Tag der Inneren Mission, dem 13. Oktober 1968 den Namen "Oberlinhaus" tragen zum Gedächtnis an Pfarrer Friedrich Oberlin zu Waldersbach im Steintal im Elsaß, 1740 - 1826, den Vater der Kindergartenarbeit, den Zeugen tätigen christlichen Glaubens, der zugleich ein Verbindungsglied ist zwischen dem französischen und dem deutschen Volk im Geiste Jesu Christi.

Möchte unser Herr Jesus Christus das Andenken seines Knechtes Oberlin auch an diesem Haus und an dieser Gemeinde segnen, daß es wie er ein Zeuge seiner Liebe und eine Quelle des Segens werde auf kommende Geschlechter! Das walte Gott!

Die Namengebung für ein Haus der Kirche hat einen doppelten Sinn: Dieser Name soll einmal Erinnerung an eine christliche Persönlichkeit wachhalten, damit auch kommende Geschlechter sich mit ihr beschäftigen und von ihr lernen. Zum anderen soll das Haus dadurch eine klare Prägung bekommen, eine Zweck­bestimmung, die sich dem Bewußtsein der Gemeinde einprägt, die hier aus und eingeht, so wie es die obige Erklärung sagt. Aus dem, was beim Gemeindeabend und im Unterricht aus Oberlins Leben und Werk uns vor Augen gestellt wurde, sollen hier zur allgemeinen Kenntnis und auch für spätere Zeiten einige wesentliche Tatsachen festgehalten werden.

Jean Frederic Oberlin, hat mit seiner Frau Salome geb. Witter, die leider schon 1873 starb, und besonders mit seiner treuen Helferin Luise Scheppler in den ihm anvertrauten verarmten und verelendeten Dörfern des Steintals ("Ban de la Roche") zum ersten Mal die Kleinen gesammelt und durch "Erzieherinnen" angeleitet. Ein originelles Sechs-Punkte-Programm von Luise Schepplers Hand zeigte die Grundlinien ihrer Arbeit auf: 1. Stricken (eine im Steintal vorher unbekannte Zunft), 2. Biblische Geschichten erzählen, 3. Geistliche Lieder singen und lernen, 4. Eine kleine Vorstellung von Geographie und Naturlehre geben, 5. Geschichten zur Erbauung mitteilen. 6. Die Kinder zu einem Leben in der steten Gegenwart Gottes zum Gebet anleiten. Wie er's lehrte, so hat's "Papa Oberlin", der "Vater des Steintals" ein Genie als Seelsorger, Arzt, Baumeister, Zeichner und Pädagoge seinen Bergbauern selbst vorgelebt. In den 59 Jahren seines Pfarrdienstes im Tal wurden die Dörfer völlig verwandelt. Die Menschen, die Felder, die Straßen, die Häuser, alles wurde neu. Und aus dem einstigen Elendsgebiet floß ein segensreicher Strom von Liebesgaben den Werken der Liebe und der "Heidenmission" zu. Dieser einzigartige Mann, der Elsässer, der sonntäglich französisch und deutsch predigte, verbindet in seinem Namen die Völker; er war Straßburger Bürger und hatte seine Ahnen in Frankreich, Deutschland und in der Schweiz. Er verbindet in seinem reichen Geist und vielseitigen Wirken die völlige Glaubenshingabe an seinen Herrn, die feste Gründung in seinem Wort mit lebendigem Fortschritt und ganz neuen Wegen, die z. T. heute wieder als modern gelten, z.B. in Erziehung und Unterricht, wie in der Landwirtschaft. Er verbindet vor allem Glauben und Liebe, Wort und Tat und beweist die unerhörte, umwandelnde Kraft des Evangeliums im gesamten Leben seiner Gemeinden. Wenn heute oft lautstark gefragt wird, was denn der Christenglaube und die Kirche praktisch tue gegen die Lawinen von Not, Kriegen und Hunger, Unterdrückung, Angst und geistiger Verwirrung, dann kann uns dieses Beispiel der furchtlosen Glaubenstreue mitten in den Wirren der französischen Revolution und der Bruderliebe in dem erstickenden Sumpf der Not wegweisend sein.

Möchten solche Segensströme auch aus unserem Gemeindehaus fließen ins tägliche Leben, in Häuser und Familien, Kinderstuben und Schulen, Werkstätten und Betriebe, Vereine und Be­hörden, unbeirrt von allen Zeitströmungen, allen Nöten und Widerständen zum Trotz, noch in kommenden Generationen. Darum soll über unserem Haus, so lange es nach Gottes Gnadenwillen steht, der Name Oberlin, des Tatzeugen Jesu Christi stehen."

 

Heimatgruss Nr. 98 / März 1969

"Unser Oberlinhaus ist gut genützt von der Gemeinde wie auch durch überörtliche Veranstaltungen. Wir freuen uns, in unserem Oberlinhaus für fruchtbare Zusammenkünfte eine schöne, gut eingerichtete Heimat zu haben auch über die Gemeinde hinaus.

Eine neue Note erhielt unser Saal durch das elektronische Instrument "Kantate", das anstelle des alten Harmoniums getreten ist. Da die ca. 5.300 DM netto hierfür nicht im Haushaltsplan unterzubringen sind, sind wir für Spenden zugunsten des Instruments sehr dankbar!" schreibt Pfarrer Braun in seinem letzten Gemeindebrief.