20.11.2016 - (M)ein Jahr in Palästina ist zu Ende

(M)ein Jahr Palästina ist zu Ende, die letzten zwölf Monate sind wie im Flug vergangen und ich kann gar nicht glauben, dass ich nun seit schon fast drei Monaten wieder in Deutschland bin …

 

 

  

Viel ist in diesem besonderen Jahr meines Lebens passiert, ich habe einen Koffer voller Erlebnisse, Geschichten und Erinnerungen mit mir zurückgebracht, welche mir niemand mehr nehmen kann. Einen riesigen Schatz, den ich gerne teilen und nicht nur für mich behalten möchte.

 

 

Einzelunterricht in der 8. Klasse.

  

Das Abenteuer Palästina hat mich vieles gelehrt, was mir zuvor verborgen war und von dem ich keine Ahnung hatte. Durch meine persönlichen Erlebnisse und die unzähligen Gespräche mit den verschiedensten Personen, habe ich einen ganz eigenen Blickwinkel auf die politische Situation im Nahen Osten - speziell in Israel und Palästina - erhalten. Was mir schon nach den ersten Wochen klargeworden war, hat sich mit dem Fortschreiten der Zeit nur noch mehr bestätigt: Es gibt keine "zwei Seiten", kein "schwarz oder weiß". Es gibt nur unendlich viele Schattierungen, die den ganzen "Konflikt" so kompliziert machen. Auf der einen Seite belastend und aussichtslos und auf der anderen Seite immer wieder kleine Hoffnungsschimmer, denn der Großteil der Menschen möchte doch eigentlich "nur" in Frieden leben und eine sichere Zukunft für die nachfolgenden Generationen. Leider gibt es aber daneben die extremen Gruppen, welche den "Konflikt" immer weiter vorantreiben, keine friedliche Zukunft in Aussicht stellen und die Zügel eisern in den Händen behalten.

Kennengelernt habe ich darüber hinaus überaus viele positive Dinge, wie Weltoffenheit, Gastfreundschaft, Kontaktfreudigkeit, Zusammengehörigkeit, Spontanität, eine ganz besondere Art der Herzlichkeit, Entdeckerlust, Bildungs- und Friedensarbeit. Das sind nur wenige der unzähligen Schätze, die ich im Gepäck habe und die ich nun gerne in Deutschland weitertragen möchte.

 

 

  

Erfahren durfte ich viel über die arabische und auch ein bisschen über die jüdische Kultur, die drei großen abrahamitischen Religionen lernte ich anders und besser kennen, sowie Grundlagen einer, mir zu Beginn völlig fremden Sprache. Vor allem aber habe ich viele neue Kontakte geknüpft, Freundschaften geschlossen und einzigartige Begegnungen gehabt, für die ich unendlich dankbar bin. Ich kann einen Ort auf der Welt mein "zweites Zuhause" nennen, von dem ich vor zwei Jahren noch nie gehört hatte. Ich kann Menschen meine Freunde nennen oder sogar als eine Art Familie bezeichnen, die mir - in ja eigentlich doch relativ kurzer Zeit - sehr ans Herz gewachsen sind und die ich schon jetzt vermisse. Im vergangenen Jahr habe ich unglaublich viel gelernt und erlebt und werde noch lange von diesen Erinnerungen zehren können, die unvergesslich in meinem Herzen bleiben werden. Einen kleinen Teil meines Herzens habe ich aber in Palästina gelassen und so wird es wohl kommen, dass es mich immer wieder dorthin zurückziehen wird ...

In diesem Sinne möchte ich allen Menschen danken, die mich in der Zeit meines Freiwilligendienstes unterstützt haben und die sich darüber hinaus weiterhin interessieren.

Gerne beantworte ich Fragen und erzähle von meinen Erlebnissen, einen Vortrag über das Jahr gab es zwar bereits, aber bei Interesse bin ich auch gerne bereit, nochmal etwas in dieser Art in unserer Kirchengemeinde zu machen.

Zum Schluss möchte ich noch Danke sagen, dass ich im Heimatgruss und auf der Homepage immer wieder kleine Einblicke in meine Arbeit und mein Leben in Palästina mit Ihnen teilen durfte und verabschiede mich damit, bis es das nächste Mal heißt "Anna geht weltwärts …"!

Text und Fotos: Anna Vetter