20.01.2016 - Arbeitskreis Flüchtlinge Keltern

In den letzten Monaten haben viele Familien in Keltern Zuflucht gefunden, die vor Bürgerkrieg und Terror in Syrien, Irak und Afghanistan geflohen sind. Ein großer Kreis von Ehrenamtlichen aus ganz Keltern engagiert sich im Arbeitskreis Flüchtlinge in verschiedenen Arbeitsfeldern. Aus der Vielzahl von Aktivitäten wollen wir Ihnen einige vorstellen, die in Dietlingen stattgefunden haben.

 

  

Schule und Deutschkurse

In der ersten Dezemberwoche war gleich drei mal Schulanfang: Am Montag konnten neun Mädchen und Jungen aus Dietlingen, Ellmendingen und Weiler voller Freude ihre Schulränzen in Empfang nehmen und in der Grundschule ihren ersten Deutschunterricht besuchen. Zwei Tage später ging es dann auch für sechs Jugendliche aus den drei Ortsteilen in einer Vorbereitungsklasse an der Bergschule in Singen los. Drei weitere Jugendliche aus Dietlingen besuchen bereits Vorbereitungsklassen in Pforzheim. Einige Erwachsene starteten zur selben Zeit einen dreimonatigen Intensivsprachkurs in Pforzheim.

 

Schulanfang in der Grundschule. Foto: Simone Schwarz

  

Im Oberlinhaus findet an drei Vormittagen ein Deutschkurs für Frauen statt, die dazu auch ihre kleinen Kinder mitbringen können. Drei Kinder besuchen inzwischen einen Kindergarten. Das Erlernen der deutschen Sprache ist sicherlich der wichtigste Schritt, um unsere Kutur kennenzulernen und am Alltagsleben bei uns teilnehmen zu können. Nun haben fast alle in Dietlingen lebenden Flüchtlinge die Möglichkeit dazu. Wir danken allen, die dazu beigetragen haben, dass dies innerhalb kurzer Zeit gelingen konnte und allen Spenderinnen und Spendern von Schulränzen und -taschen.

Sachspenden

Am 05. und 19. Dezember 2015 fanden im Gemeindehaus der Freien Christlichen Gemeinde bei der Grenzsägmühle zwei Kleiderbazare des Arbeitskreises Flüchtlinge statt, bei denen sich die bei uns lebenden Flüchtlinge für einen geringen Eigenbeitrag mit warmer Winterkleidung ausstatten konnten. Viele fleißige Hände waren da, um die gespendeten Kleider und Schuhe zu sichten und zu sortieren. Dabei haben auch zwei der schon längere Zeit in Keltern lebenden Flüchtlingsfamilien kräftig mit angepackt.

 

 

Kleiderbazar in Ellmendingen. Fotos: Simone Schwarz

  

Die Spendenbereitschaft der Kelterner Bevölkerung ist sehr groß, fast täglich bekommen wir Angebote über Kleider, Geschirr, Möbel und andere Dinge. Das ist toll und wir bedanken uns herzlich auch . im Namen der Flüchtlingsfamilien. Da wir jedoch nicht über geeignete Lagermöglichkeiten verfügen, können wir im Moment leider keine weiteren Sachspenden annehmen. Bitte schreiben Sie an Simone und Jürgen Schwarz (simone.juergen (at) web.de) was Sie spenden möchten. Sobald dafür Bedarf besteht, bekommen Sie von diesen Bescheid - eventuell auch erst nach ein paar Wochen. Die Familienpaten des Arbeitskreises sind regelmäßig bei den Flüchtlingsfamilien zu Besuch und geben Familie Schwarz Bescheid, wenn dort etwas fehlt.

Und wenn Ihnen beim nächsten Spaziergang bei der Grenzsägmühle ein Kind barfuß in Badelatschen auf der Straße begegnet, muss das nicht heißen dass es keine warmen Strümpfe oder Schuhe hat - sondern es ist einfach noch ungewohnt, diese anzuziehen. Manche Bürger besuchen die Flüchtlingsfamilien auch direkt und bringen ihnen Sachen vorbei. Dabei sollten aber einige Punkte beachtet werden:

  • Vor allem große Geschenke (z.B. Fahrräder) für Einzelne führen leicht zu Neid und Mißgunst untereinander.
  • Der Platz in den Unterkünften (vor allem in den Wohncontainern) ist sehr begrenzt.
  • Bei Menschen aus arabischen Ländern gilt es als absolut unhöflich, gar beleidigend, ein Geschenk abzulehnen. Da wird dann auch die XXL-Winterjacke dankend angenommen, obwohl niemand in der Familie größer als M benötigt.
  • Die Asylsuchenden bekommen vom Landkreis ausreichend Geld zur Deckung des täglichen Bedarfs. Dazu gehören neben Lebensmitteln auch Kleidung, Küchenutensilien, etc. Wir unterstützen beim Suchen und Finden geeigneter Einkaufsmöglichkeiten.

Wenn Dinge gebraucht werden, die über den normalen täglichen Bedarf und die finanziellen Möglichkeiten der Flüchtlingsfamilien hinausgehen (z.B. Schulranzen), dann werden wir zu entsprechenden Sachspenden aufrufen. 

Spielenachmittage

In den Weihnachtsferien ergriffen Jugendliche aus unserer Gemeinde die Initiative und trafen sich mit syrischen Kindern und Jugendlichen zu zwei Spielenachmittagen in den Jugendräumen im Oberlinhaus. Alle hatten dabei viel Spaß und freuen sich schon auf das nächste Treffen.

Fest der Begegnung

Am Silvesterabend kamen im Oberlinhaus über 60 Menschen zu einem fröhlichen Fest der Begegnung zusammen. Alle hatten etwas zu Essen mitgebracht und so entstand ein leckeres deutsch-syrisch-kurdisches Buffet. Für die Kinder und Jugendlichen gab es verschiedenste Spiele. Intensive Gespräche wechselten sich ab mit traditionellen syrischen und kurdischen Tänzen. Wir haben viel gelacht - nicht zuletzt über unsere "Sprachkapriolen".

 

Traditionelle syrische und kurdische Tänze.

 

Alle fanden das Fest der Begegnung "top". Fotos: Wiebke Ulmer

  

Es gab aber auch nachdenkliche Momente im Rückblick auf die Geschehnisse des zu Ende gehenden Jahres. Um Mitternacht genossen einige das Feuerwerk am Nachthimmel, andere blieben lieber im geschützen Raum, möglichst weit weg von Böllerknall und Rauchschwaden. Am Ende packten alle mit an beim Aufräumen und Saubermachen, auch da wurde noch einmal deutlich: Es war unser gemeinsames Fest! Eine Erfahrung die wir gerne mitnehmen ins neue Jahr.

Stefan Vetter