14.10.2015 - Kelterner Forum - Nagelkreuz

Symbol der Versöhnung - gestern und heute

 In seinem Vortrag "Wie aus Feinden Freunde werden - die Botschaft des Nagelkreuzes von Coventry" wollte sich Dietrich Becker-Hinrichs, Pfarrer in Bretten und Mitglied des Forums Friedensethik, nicht nur mit der Vergangenheit auseinandersetzen, sondern auch mit der Gegenwart. Die Nagelkreuzgemeinschaft geht zurück auf 1940, als deutsche Flugzeuge die Kathedrale von Coventry während des Bombardements vollkommen zerstörten und am Morgen danach aus dem Schutt drei Zimmermannsnägel zu einem Kreuz gebunden wurden. In der darauf folgenden Weihnachtspredigt sprach sich Probst Howard noch im Krieg angesichts der zerstörten Kathedrale für Versöhnung aus. Seit den 1950er Jahren entstanden in Deutschland zahlreiche Nagelkreuzzentren, die seitdem die Litanei der Versöhnung beten, die das Versöhnungswort Howards - "Father forgive" - beinhaltet.

 

Dietrich Becker-Hinrichs, Pfarrer in Bretten

  

Eine besondere Versöhnungsgeschichte spielte sich in Huchenfeld ab, als im November 1992 mit einer Bronzetafel der 1945 ermordeten britischen Flieger gedacht wurde und auf dieser neben den Namen auch die Worte "Father forgive" standen. Daraus resultierten Kontakte zwischen Huchenfeld und der englischen Gemeinde, wie sie auch in Dresden zu finden sind. Als weiteres Versöhnungsbeispiel führte Becker-Hinrichs den Ort Caux an, an dem eine Aussöhnung Europas mit den Deutschen und insbesondere die deutsch-französische Versöhnung begründet wurden. Nach Meinung Becker-Hinrichs sind diese Geschichten der Grund dafür, dass wir uns heute in Europa so gut verstehen und aus ehemaligen Feinden Freunde geworden sind.

 

 

Im zweiten Teil schilderte Becker-Hinrichs zunächst den Entstehungsprozess von Feindbildern, um dann wichtige Strategien zu deren Abbau aufzuzeigen, wie da wären die persönliche Kontaktaufnahme, eine angemessene Informationsverarbeitung, eine gemeinsame Aufgabe und der Wechsel der Bezugsgruppe.

Abschließend beleuchtete er das Feindbild der Gegenwart, den Islam und die wachsende Angst vor der Islamisierung des Abendlands. Hierzu stellte er eine faszinierende Versöhnungsgeschichte aus Nigeria vor, die in dem Film "Der Imam und der Pastor" erzählt wird: der christliche Pastor und der muslimische Imam sind jeweils Anführer gewalttätiger Milizen, die - jeder für sich – zur inneren Umkehr kommen und der Gewalt abschwören. Nach anfänglichem Hass erwächst in den folgenden  Jahren eine tiefe Freundschaft. Schließlich gründen sie das "inter-faith mediation centre", das bis heute Pastoren und Imame in Mediation ausbildet, in bisher mehr als 200 Konflikten vermittelt hat und ein schönes Beispiel für Versöhnung und Vergebung ist.

Text und Fotos: Peter Flachenecker