Jubilate / 15. Mai 2011 / Konfirmation (Mehrzweckhalle)
Pfarrer Reinhard Wettach

  

Das Himmelreich gleicht einem Schatz, verborgen im Acker, den ein Mensch fand und verbarg; und in seiner Freude ging er hin und verkaufte alles, was er hatte, und kaufte den Acker. Wiederum gleicht das Himmelreich einem Kaufmann, der gute Perlen suchte, und als er eine kostbare Perle fand, ging er hin und verkaufte alles, was er hatte, und kaufte sie.
Matthäus 13, Verse 44 - 46

 

Liebe Konfirmanden, liebe Gemeinde!

Suchen und Finden. - Damit haben diese beiden Gleichnisse Jesu zu tun. Und damit hat Eure Konfirmation zu tun.

Dass ein Landwirt seinen Acker pflügt, das können wir uns hier in Dietlingen noch vorstellen. Und dass ein Kaufmann mit Edelsteinen handelt, ist für uns hier und in der Pforzheimer Gegend nichts Fremdes.

Da pflügt also ein Landwirt seinen Acker, wie er es schon immer getan hat. Und auf einmal bleibt sein Pflug an einem Hindernis hängen. Ein Stein vielleicht oder eine Wurzel. Der Landwirt wird zunächst einmal recht ärgerlich gewesen sein über dieses unerwartete Hindernis. Aber als er sich niederbeugt, entdeckt er eine Truhe, gefüllt mit so viel Silberstücken, dass ihm fast schwindelig wird. Vielleicht, so denkt er, hat jemand in Kriegszeiten diese Truhe vergraben und ist darüber gestorben, bevor er anderen von dieser Truhe erzählen konnte. So geriet die ganze Sache in Vergessenheit. Und nun ist dieser Landwirt der glückliche Finder. - So kann es geschehen mit dem Himmelreich, also mit Gott und mit Jesus Christus und mit dem Glauben.

Da hat Gott, längst ehe wir alle geboren waren, seinen Sohn in diese Welt gesandt, um uns zu sich einzuladen. Seitdem gibt es unter uns das Evangelium, die gute Nachricht von Jesus Christus. Davon ist immer wieder in unseren Gottesdiensten die Rede. Davon war auch in Eurem Konfirmandenunterricht die Rede. Freilich ist dieses Evangelium, wie es der Apostel Paulus einmal sagt, ein "Schatz in irdenen Gefäßen", also in unscheinbaren Gefäßen. Du siehst es diesem Schatz nicht von außen an, was er wert ist.

Das ist unser großer Wunsch und unser Gebet für Euch, dass Euch bei Eurer Konfirmation und später immer wieder die Augen aufgehen und Ihr den Schatz entdeckt und findet, der hier verborgen liegt, dass Euch die Augen aufgehen für Jesus Christus und für seine Einladung. Das kann in einem Gottesdienst geschehen, den Ihr besucht, dass Euch ein Bibelwort, das Ihr hört, nicht mehr loslässt. Das kann im Jugendkreis geschehen oder beim Kinderbibelsonntag, bei dem Ihr mitarbeitet, oder im Posaunenchor oder wo auch immer Ihr dem Evangelium von Jesus Christus begegnet. Das kann auch durch Euren Konfirmandenspruch geschehen, den Ihr für Euch ausgewählt habt und den ich Euch nachher zusprechen darf. Das kann in einem persönlichen Gespräch geschehen. Das kann bei Euch so geschehen wie bei dem Landwirt im Gleichnis, das Jesus erzählt, dass Ihr auf der Fahrt durchs Leben irgendwo hängen bleibt und nicht mehr weiterkommt, vielleicht durch ein schweres Erlebnis oder durch eine Enttäuschung. Wenn Ihr Euch dann wie der Landwirt im Gleichnis dieses unvermutete Hindernis genauer anseht, dann kann es geschehen, dass Ihr feststellt: Was da meine Lebensfahrt aufzuhalten scheint, ist wie jene Truhe, in der Gottes Schätze für uns verborgen liegen. Dann kann es geschehen, dass Ihr feststellt: In manchen schweren Erlebnissen, die mir äußerlich sinnlos erscheinen, hat Gott einen Schatz für mich verborgen, den ich entdecken soll. Suchen und finden.

Man kann den Schatz des Evangeliums, man kann Jesus Christus aber auch auf ganz andere Weise finden. Das zeigt das andere Gleichnis Jesu von dem Kaufmann, der mit Perlen und Edelsteinen handelt. Immerfort ist er auf der Suche nach noch wertvolleren und kostbareren Perlen und Steinen. Bis er ein ganz seltenes Exemplar entdeckt und keine Kosten scheut, um dieses seltene Stück zu erwerben.

So kann Dir Gott auch begegnen, dass Du entdeckst, was Dein Leben wirklich reich macht und ausfüllt. Und Jesus Christus lässt sich entdecken und finden. Das Leben mit ihm kannst Du finden. Den Schatz des Evangeliums kannst Du finden. Dort, wo Du tagtäglich lebst, kannst Du Jesus Christus finden.

So verschieden die Wege auch sind, die die beiden Männer gehen, der Landwirt und der Kaufmann - am Ende handeln beide gleich: Sie verkaufen, was sie haben, und erwerben den entdeckten Schatz. Und sie tun das nicht, weil man sie dazu gezwungen hätte. Sie tun es freiwillig, aus eigenem Antrieb und mit Freuden. Wenn Die die Augen aufgegangen sind für das, was durch das Evangelium und durch Jesus Christus an Erfüllung und Geborgenheit und Halt und Orientierung in Deine Leben kommen kann, dass wirst Du auch erfahren, was Freude ist.

Ich wünsche Euch und uns allen, dass wir die Hände und das Herz frei bekommen für Gottes Schätze. So werden wir erfahren, was Freiheit ist, Freiheit der Kinder Gottes, und was Freude ist, Freude in einem Leben mit Gott.

Amen.