Jubilate / 19. Mai 2000 / Konfirmation
Pfarrer Klaus Zimmermann

  

Ihr wißt doch, daß an einem Wettlauf viele teilnehmen; aber nur einer bekommt den Preis, den Siegeskranz. Darum lauft so, daß ihr den Kranz gewinnt. Alle, die an einem Wettkampf teilnehmen wollen, nehmen harte Einschränkungen auf sich. Sie tun es für einen Siegeskranz, der vergeht. Aber auf uns wartet ein Siegeskranz, der unvergänglich ist. Darum laufe ich wie einer, der das Ziel erreichen will. Darum kämpfe ich wie ein Faustkämpfer, der nicht danebenschlägt. Ich treffe mit meinen Schlägen den eigenen Körper, so daß ich ihn ganz in die Gewalt bekomme. Ich will nicht anderen predigen und selbst versagen.
1. Korinther 9, Verse 24 - 27

 

Liebe Konfirmanden und Konfirmandinnen, liebe Gemeinde,

Paulus schlägt hier sportliche Töne an. Um deutlich zu machen, worum es im Christsein geht, erinnert er die Christen in Korinth an die isthmischen Spiele, das waren so etwas ähnliches wie die olympischen Spiele. Zwei Disziplinen erwähnt er besonders: den Wettlauf und den Faustkampf.

Paulus hat mich angeregt, das, was heute zu sagen ist, auch mit einem sportlichen Vergleich zu probieren.

Ich wähle das Fußballspielen. Einige von Euch Jugendlichen spielen aktiv im Verein. Die meisten von Euch haben einem Spiel auf dem Fußballplatz oder vor dem Fernseher schon einmal zugeschaut.

Also, was können wir vom Fußball fürs Christsein lernen ?

Auf Sieg spielen

Seht hier das runde Leder. 22 Spieler sind engagiert und mit Leidenschaft hinter dem Ball her. Hunderte, Tausende, Millionen Zuschauer sehen wie gebannt auf das runde Leder und fiebern dem Augenblick entgegen, in dem es sie von den Sitzen reißt und sie "Tor" schreien. Der Ball muß ins Tor. Dem gilt alles Rennen, Zuspielen, Freilaufen, Flanken, Rufen und Kämpfen: Der Ball muß ins Tor. Ins richtige natürlich. Wer spielt, kann verlieren. Aber alle Leidenschaft gilt dem Sieg. Die Elf auf dem Platz wollen gewinnen, und nicht nur sie!

Das ist es: wir wollen gewinnen. Wer steht schon gerne auf der Seite der Verlierer, der Looser! In uns ist Hoffen auf Sieg. Was gilt es zu gewinnen? Einen Pokal? Mehr als einen Pokal. Einen Sechser im Lotto? Mehr als Geld. Einen tollen Job? Mehr als Karriere. Einen Partner fürs Leben? Mehr als das große Glück auf Erden. Was gilt es zu gewinnen? Das Leben, das unverlierbare Leben in der Gemeinschaft mit Gott.

Paulus rät: Lauft so, daß Ihr den Siegespreis gewinnt. Der Fußball sagt: Spielt auf Sieg! Gebt Euch nicht mit weniger zufrieden. Der Ball will im Netz zappeln. Und auch Ihr sollt dort sein, wo Ihr hingehört: bei dem, der Euch das Leben gegeben hat, der auf Euch wartet mit der Fülle des Lebens.

Es gibt langweilige Spiele, Spiele ohne Kraft und Saft. Da wird der Ball hin- und hergeschoben ohne Sinn, ohne Plan, ohne Druck nach vorne, ohne den Willen, wirklich gewinnen zu wollen. Das sind Spiele, bei denen die Zuschauer das Geld für die Eintrittskarte am liebsten wieder zurück erstattet haben wollen. Solch langweilige Spielchen ohne Tordrang gibt es auch im wirklichen Leben. Vielleicht sind wir dann einfach mit dem zufrieden, was wir so Leben nennen, was wir erreicht haben oder wir gieren nach dem nächsten Kick, aber der Ball geht nicht ins Tor. Auch dieses mag es geben: wir werden verletzt, können nicht mehr mitspielen oder werden vom Platz gestellt, ins Aus geschickt. Das tut weh. Sind wir dann um den Sieg gebracht? Ich muß Euch jetzt von einem Torjäger erzählen. Er spielt nicht in Bayern, auch nicht beim KSC. Überhaupt ist der nicht zu bezahlen. Er ist Gottes Torjäger. Wir nennen ihn Jesus Christus. In ihm hat sich Gott ins Spiel eingemischt. Und er spielt nicht für einen Verein, sondern für alle! Jesus: Gottes Torjäger. Er hat das alles entscheidende Tor schon geschossen. Er hat gewonnen gegen Gegner, denen kein Profi gewachsen ist. Er hat gewonnen gegen Tod und Teufel, gegen Schuld und Sünde, eben gegen all das, was unser Leben ganz tief bedroht und gefährdet.

Glauben heißt eigentlich, sich freuen an dem Sieg, den Christus schon errungen hat. Gottes Liebe spüren, die trägt, durchträgt, auch mich durchträgt ins größere Leben bei Gott. Wir haben gut auf Sieg spielen, denn der Sieg ist schon unser. Christus gibt uns Anteil an seinem Sieg, an seinem Leben, an seiner Gnade, an seiner Versöhnung.

Den richtigen Platz finden

Mit 10 Jahren habe ich angefangen, Handball zu spielen. Ich war groß gewachsen. In meiner Mannschaft war der Tormann gerade ausgefallen. So fand ich mich beim ersten Spiel als Tormann wieder und war ganz unglücklich in meiner neuen Rolle: 30 zu 2 hatten wir verloren. Von da an war klar: der Zimmermann gehört nicht ins Tor, sondern in den Sturm. Da war mein Platz. Da konnte ich meine Stärken einbringen. So ist das in der Mannschaft. Ein guter Verteidiger ist in der Sturmspitze fehl am Platz. Und warum soll der Tormann rechtsaußen spielen, wenn er ein hervorragender Keeper ist?!

Also: vom Fußball lernen wir: jeder und jede hat seine besonderen Gaben und Fähigkeiten. Am richtigen Platz kommen sie voll zur Wirkung. So ist das auch in der christlichen Gemeinde. Manche Leute denken, die Kirche sei ein Ein-Mann-Betrieb, ein Ein-Pfarrer-Betrieb. Das wäre doch schlimm! Wie eine Fußballmannschaft, die nur aus einem Tormann besteht. Nein, christliche Gemeinde ist dann stark und lebendig, wenn viele Kräfte und Begabungen zusammenspielen, auf Sieg hin spielen. Ob Ihr Konfirmanden schon Eure starken Seiten entdeckt habt? Könnt Ihr Euch vorstellen, sie einzubringen in unsere Gemeinde? Das wäre toll.

Vom Fußball lernen wir: Christsein ist keine Privatsache, sondern ein Mannschaftsspiel. Und das sind die besten Spieler und Spielerinnen, die die anderen Mitspieler sehen, sie ins Spiel bringen. Leute, die nicht "abgeben" können, spielen nicht mannschaftsdienlich. Nicht gegeneinander, sondern nur miteinander können wir gewinnen, auch im Glauben, im Christsein, in der Gemeinde.

Am Ball bleiben

Soll heißen: nicht so schnell aufgeben. Übung macht den Meister, den Deutschen Meister, aber auch den Glaubensmeister.

Das Training ist wichtig. Das regelmäßige Training. Wer öfters schwänzt, kommt schnell in Atemnot. Er kann seine spielerische Technik nicht verfeinern, lernt vor allem nicht das kreative Zusammenspiel. Das lernen wir vom Fußball: Training ist wichtig. Auch das Glaubenstraining, das Training unseres Christseins. Was ist die Konfirmation? Sicher nicht die Meisterprüfung. So etwas wie die Gesellenprüfung? Vielleicht. Vielleicht auch gar keine Prüfung, sondern nur der Abschluß einer besonderen Trainingszeit. Vielleicht ist Euch dies deutlich geworden: fertig sind wir da so schnell nicht, wenn es darum geht, sein Christsein zu leben, zu gestalten, ins Spiel zu bringen. Eigentlich sind wir Konfirmanden ein Leben lang: Übende, Lernende in Sachen Glauben. Wer meint, er habe schon alles drauf, gibt in der Regel an. Und merkt oft gar nicht, wie schlecht er spielt.

Also: am Ball bleiben. Den Glauben weiter trainieren. Am besten mit anderen zusammen. Feste Trainingszeiten sind eine Hilfe gegen den Schlendrian. Zum Trainingsprogramm könnte gehören: ein Wort aus der Bibel meditieren, das Wort sozusagen vom Trainer; mit dem Trainer reden über alle Stärken und Schwächen, wir Christen nennen das beten. Und dann natürlich den Sieg feiern wie heute mit Brot und Wein, den Sieg Jesu über die Gegner Sünde und Tod. Im Training lernen wir auch fair spielen. Wie sagte Berti Vogts: "Wer sich intensiv mit Jesus Christus beschäftigt, kann nicht mehr mit gutem Gewissen unfair spielen."

Also: am Ball bleiben. Das wünsche ich Euch Jugendlichen. Auch Euch Erwachsenen, den Ball wieder aufnehmen, den Ball des Glaubens.

In welchem Verein spielen wir? In Dietlingen wird im FC gespielt. Ihr alle wißt, was das bedeutet: Fußballclub. Ab heute heißt FC auch: Für Christus. Wie wir unseren Glauben leben, ist auch Werbung für IHN, den Torjäger Gottes. Bitten wir jetzt Gott um seinen Geist, um Begeisterung fürs Spiel des Glaubens. (Jetzt wurde das Pfingstlied: "O heiliger Geist, o heiliger Gott" gesungen.)